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Das Jahr 2025 - Unfriedlich. Unfertig. Aber meins.

Aktualisiert: vor 23 Stunden

Wir tun manchmal so, als wäre der Dezember die krönende Abschlussfeier des Jahres: Glitzer, Lichter, nur noch schnell den Endspurt bewältigen, Geschenke online shoppen, Glühwein trinken in einer Menschenmenge, die zu warm angezogen ist, die Feier planen und das Menü, wir schaffen das alles. Aber unter der Oberfläche rumort es: Ärger über Liegengebliebenes aus den Vormonaten oder Vorjahren, Müdigkeit, Wünsche und Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben. Ein Schmerz, der lieber weggedrückt wird.


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Ein Jahr schließt selten wie ein sauberer Kreis – eher wie ein verheddertes Wollknäuel oder ein Reißverschluss, der sich verhakt hat.


Und jetzt?

Dieses Jahr mal kein Übertünchen, keine Plätzchenromantik. Lieber die ehrliche Frage: Wie wäre es, mich dem Unfertigen zuzuwenden statt es glattzubügeln wie den Glitzerfummel für die Festtage? Das Leben ist widerspenstiger als ein Stück Stoff. Es weigert sich, sich unseren Wunschvorstellungen anzupassen. Es widersetzt sich und offenbart, was wir übersehen und noch lieber verbergen wollen.


Ein Abschluss ohne Zwang zum Abschluss

Doch Zorn, Wut, Schmerz sind vielleicht keine Störenfriede, sondern Boten. Vielleicht zeigt der Unfrieden, dass etwas Bedeutung hat - ein Mensch, eine Begegnung, eine Erfahrung. Gleichgültigkeit wäre bequemer als Unfrieden, aber leer. Was uns berührt, verletzt oder begleitet hat im Jahr 2025, das muss zum Stichtag nicht abgeschlossen werden. Der Mensch klappt sein Innenleben ja nicht zu wie einen Jahresreport. Aber wir könnten einen Moment der Hinwendung wagen.


Ein kleines, unromantisches Ritual


  1. Drei Zettel:

    • Was mich dieses Jahr richtig wütend gemacht hat und noch nicht verraucht ist

    • Was mich verletzt hat und noch nicht verheilt ist

    • Was ich so gern wollte und vom Alltag aufgefressen wurde

  2. Kein Interpretieren. Kein Warum. Nur benennen.

  3. Zettel in ein Glas oder eine Dose legen – unspektakulär.

  4. Ein Satz: „Ich sehe, was da ist. Und ich zwinge mich nicht, es schönzureden.”

  5. Der Zettel bleibt dort. Kein Verbrennen, kein Reinigen, kein Loslassen-müssen. Einfach ein Ort, an dem das Unfertige liegen darf.


Unfertig. Aber meins. Auch wenn es manchmal schwer zu mögen ist - und ich lerne, mich nicht von mir selbst wegzudrehen.

 
 
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