Von Prägung zur Freiheit – ein Weg ins Eigene
- Christiane Scheller
- 7. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Okt.
Wie wir Verletzungen heilen, alte Spuren würdigen und unsere Freiheit gestalten.
Wir tragen die Spuren unserer Herkunft und Kultur in uns. Manchmal sind es warme Erinnerungen an Gemeinschaft und Halt, manchmal aber auch Erfahrungen von Enge, Schuld oder Angst. Diese Strukturen hinter sich zu lassen, ist oft nicht einfach und der Weg beschwerlich – und doch eröffnet er uns neue Räume.
Die Spannung zwischen Verletzung und Geschenk
Verletzung und Geschenk liegen oft dicht beieinander. Was uns geprägt hat, kann uns einerseits begrenzen – und uns gleichzeitig eine Tiefe schenken, die wir später in neuer Form zu schätzen wissen. Dekonstruktion bedeutet nicht automatisch, alles abzuwerten. Mit Abstand und Mut, alte Muster hinter sich zu lassen, kann Heilung stattfinden, kann Neues wachsen und eine eigene Perspektive, sogar Würdigung für das, was war, gewonnen werden.

Rekonstruktion: Freiheit in neuer Gestalt
Heute entstehen für diesen inneren Weg vielfältige Möglichkeiten: digitale Gemeinschaften, offene Dialogräume, spirituelle Netzwerke jenseits fester Dogmen (wie beispielsweise Purity Culture). Sie können wichtigen Halt geben. Doch die eigentliche Bewegung geschieht im Inneren – im Hineinwachsen in Selbstvertrauen und Selbstverbundenheit, in Liebe und Weite, die nicht mehr auf Angst gebaut sind.
Wie beim Kintsugi - der Kunst, zerbrochene Gegenstände mit Gold zu heilen - kann auch dieser Prozess uns zeigen: Unsere Risse machen uns einzigartig. Sie sind Teil dessen, was uns wachsen lässt – hinein ins Eigene. Dieses Eigene zu leben bedeutet dann nicht zwangsläufig ein „Abwenden von“, sondern vielleicht ein „Hinwachsen zu“ – zu einer Spiritualität oder einem Glauben ohne (Denk-)Verbote, der nicht klein macht, sondern größer werden lässt, menschenfreundlich und lebensnah.
Manchmal lohnt es sich, solche inneren Wege nicht allein zu gehen. In meiner Praxis begleite ich Menschen dabei, Neues zu gestalten – religionssensibel, achtsam, mit psychotherapeutischer Begleitung und EMDR.




